Zum achten Mal ist der Ehrenamtspreis des Bistums Münster verliehen worden. Bei allen drei Preisträgern wurde besonders ihr Engagement für mehr Respekt miteinander in Gesellschaft und Kirche hervorgehoben.
Drei Projekte, die den Respekt vor der Würde jedes Menschen in den Mittelpunkt stellen, sind am Sonntag mit dem Ehrenamtspreis 2024 des Bistums Münster ausgezeichnet worden.
In einer Feierstunde in Münsters Bistumsakademie Franz-Hitze-Haus überreichten Bischof Felix Genn, Brigitte Lehmann als Vorsitzende des Diözesankomitees und Markus Nolte als Kirche+Leben-Chefredakteur die mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preise.
Genn: Lichter gegen Ausgrenzung
Genn bezeichnete die Preisträgerinnen und Preisträger als „Lichtblicke“ in einer Zeit, in der „rechtsextreme Politikerinnen und Politiker bei Landtagswahlen triumphieren, und andere Parteien in ihrer Panik in Parolen von Ausgrenzung und Abschottung einstimmen“. Migrantinnen und Bürgergeldbezieher würden zu Sündenböcken gemacht.
Die Verleihung des Ehrenamtspreises stelle „die Lichter, die unsere Preisträger anzünden, auf einen Leuchter, damit sie andere ermutigen zum Nachahmen und zum Mitmachen“, so Genn. Er danke ausdrücklich für ihr Engagement – „unabhängig davon, ob Sie sich bewusst als Christin oder Christ engagieren“.
Erster Preis: „Der Mensch dahinter“
Mit dem ersten und mit 5.000 Euro dotierten Preis wurde die private Initiative „Der Mensch dahinter“ aus Münster ausgezeichnet. Andrea Wommelsdorf, Burkard Knöpker, Charlotte Beck und Dirk Reinhardt weisen mit Fotografien und Interviews auf Personen bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten hin, die zunehmend in ihrem Dienst angegangen, beleidigt oder sogar angegriffen werden.
In ihrer Laudatio würdigte Diözesankomitee-Vorsitzende Brigitte Lehmann die Aktion als die „wahrscheinlich beste Möglichkeit“, in einer Zeit vieler anonymer Hasstiraden in den sozialen Medien auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Sie hoffe auf ein Umdenken – und auf die Erkenntnis, dass alle gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen nur mit Toleranz und Respekt bewältigt werden können. (In diesem Video stellt die Initiative ihr Projekt vor)
Zweiter Preis: „Letzte-Hilfe-Kurse“
3.000 Euro für den zweiten Ehrenamtspreis erhielt die Initiative „Letzte Hilfe Kurse“, die eng mit dem Caritas-Hospizdienst Emmaus in Emsdetten, Greven und Saerbeck (Kreis Steinfurt) verbunden ist. Sie befähigt nicht zuletzt Angehörige, Schwerstkranke und Sterbende gut und kompetent zu begleiten.
Der stellvertretende Generalvikar Antonius Hamers bezeichnete das „einmal mehr vor allem von Frauen getragene“ Engagement als einen „ganz großer Dienst – an uns allen und unserer Gesellschaft, für die Tod und Sterben trotz aller Enttabuisierungstrends Tabus bleiben“. Das Angebot der „Letzte Hilfe Kurse“ sei zudem ein wichtiger Beitrag angesichts mancher „dramatisch freigiebiger Argumentation“ für aktive Sterbehilfe. „Wie schnell wir da mit dem Tod zur Hand sind, statt die Hand eines Sterbenden zu halten – das erschreckt mich“, so Hamers. (In diesem Video stellt die Initiative ihr Projekt vor)
Dritter Preis: „Regenbogen-AG Rhede“
Den dritten Preis, verbunden mit 2.000 Euro, erhielt die AG Regenbogen der Pfarrei St. Gudula in Rhede. Sie setzt sich nach einem Segnungsverbot durch den Vatikan mit Gottesdiensten und verschiedenen Aktionen dafür ein, dass sich queere Menschen in der Gemeinde willkommen und angenommen fühlen.
In ihrer Laudatio betonte Diözesankomitee-Mitglied Theresa Freese, die AG Regenbogen habe „Haltung gezeigt und durch Mut und Einsatz die Welt verändert“. Die Mitglieder seien „der Funke, der die Kirchengemeinde St. Gudula zu einem Ort macht, der nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten zeigt, dass jeder Mensch von Gott geliebt ist – egal, ob er Männer oder Frauen liebt; dass St. Gudula ein Ort ist, an dem Vielfalt normal und jede und jeder willkommen ist“. (In diesem Video stellt die Arbeitsgemeinschaft ihr Projekt vor)
Nolte: Ehrenamtspreis zeigt Einsatz für Respekt
Als Beweise für den weiterhin lebendigen Respekt vor der Würde jedes Menschen bezeichnete Kirche+Leben Chefredakteur Markus Nolte die Preisträgerinnen und Preisträger. Er führte als Moderator durch das Programm der Preisverleihung.
Zwar sei auch in der katholischen Kirche etwa in der Anerkennung queerer Lebensformen noch manches an „Grundlagenarbeit“ zu leisten, so Nolte. Der Ehrenamtspreis mit seinen knapp 100 Bewerbungen habe gleichwohl einmal mehr gezeigt, „wie viel Gutes, Würdevolles, Respekt und Einsatz nach wie vor, Tag für Tag in unserem Bistum und unserem Land geleistet werden“. Das wertzuschätzen und in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen, sei Anliegen des Ehrenamtspreises.
Vierköpfige Jury
Über die Preisträger entschied eine Jury aus Brigitte Lehmann und Theresa Freese vom Diözesankomitte, Münsters Generalvikar Klaus Winterkamp und Markus Nolte. Musikalisch wurde die Preisverleihung gestaltet vom „Witold Grohs Trio“, bestehend aus Martin Feske an der Gitarre, Ivo Kassel am Bass und Witold Grohs am Saxophon.
(Text: Kirche+Leben)
1.) Den ersten Preis, verbunden mit 5.000 Euro, erhalten die „Elektroseelsorge(r)“ in Kevelaer. Seit der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 haben sie dort rund 300 Menschen, die nicht versichert waren, kostenlos die komplette Elektroinstallation in ihren beschädigten Häusern oder Wohnungen neu installiert. Darüber hinaus haben sie rund 3.500 defekte Geräte repariert. Zudem war es ihnen ein Anliegen, mit einem offenen Ohr für die Geschädigten da zu sein.
2.) Der zweite Preis und 3.000 Euro gehen an das Patenprojekt Ennigerloh von „IN VIA kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit im Dekanat Beckum e.V.“. Mädchen, die aus verschiedenen Gründen Unterstützungsbedarf haben, werden durch eine ehrenamtlich tätige Patin ein Stück ihres Weges begleitet. Die Patinnen sind engagierte Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Professionen.
3.) Den mit 2.000 Euro dotierten dritten Platz teilen sich zwei Projekte: Zum einen geht die Auszeichnung an den Verein „Ein Rucksack voll Hoffnung für Münster e.V.“. Die vor allem von jungen Menschen getragene Initiative kümmert sich seit 2014 um die Belange von Bedürftigen, besonders von Wohnungslosen. Zum anderen wird die „Ländliche Familienberatung im Bistum Münster e.V.“ geehrt. Die Ehrenamtlichen, die alle selber Wurzeln in der Landwirtschaft haben, beraten Hof-Familien in ihren unterschiedlichen Sorgen und Nöten – von wirtschaftlichen bis zu partnerschaftlichen.
Weil inzwischen viele Bewerbungen eingehen, die nicht exakt dem Profil des Preises entsprechen, aber von einem oft langjährigen, treuen und somit nachhaltigen Engagement künden, hat die Jury entschieden, jährlich einen mit 500€ dotierten Sonderpreis zu vergeben, der ausgelost wird. In diesem Jahr geht er stellvertretend an die Vitusfreunde Lette e.V.
1.) Den ersten Preis, verbunden mit 5.000 Euro, erhalten die „Steinfurter Obstretter“. Bevor Äpfel, Birnen oder Pflaumen von den Bäumen fallen und ungenutzt verrotten, sind die Obstretter die ideale Lösung. Sie kommen überall dorthin, wo die Früchte – aus welchen Gründen auch immer – nicht geerntet und verwertet werden können. Das übernehmen die Obstretter, zu denen Menschen allen Alters, aller Nationalitäten und Religionen gehören. Das gerettete Obst kommt dann jenen zugute, die sich darüber freuen – auch über die Tafeln.
2.) Der zweite Preis und 3.000 Euro geht an die „Ponystation Ahlen“. Seit mehr als 50 Jahren bietet sie Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit zu reiten. Der Verein bietet zudem regelmäßig ein offenes Reiten an.
3.) Die Urlauberseelsorge auf der Nordseeinsel Wangerooge erhält den mit 2.000 Euro dotierten dritten Preis. Mit einem großen Team von Ehrenamtlichen aus ganz Deutschland bietet die Pfarrei an den Kar- und Ostertagen, aber auch während der Ferien vielfältige Seelsorge und Gottesdienste an und lässt eine menschennahe Kirche erleben.
1. „Farid‘s QualiFighting“ im Münsteraner Boxzentrum – ein soziales Projekt, das sich vornehmlich an Kinder und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen richtet. Soziale Ausgrenzung, Traumata aufgrund von Migrationserfahrungen, ein bildungsfernes soziales Umfeld, archaische Geschlechterbilder mit extremen Vorstellungen von Männlichkeit, Weiblichkeit und Ehre – all dies sind Faktoren, die Kinder und Jugendliche gefährden. Alle Teilnehmenden werden daher auch in sportlicher und schulischer Bildung unterstützt. Dazu müssen sie ihre Zeugnisse einreichen und an der Hausaufgabenbetreuung teilnehmen. Nur wer vernünftig lernt, darf auch lernen zu boxen.
2. Projekt „Geistreich unterwegs“ St. Lambertus Ochtrup von Heike Kötterheinrich und Lena Dziuk, einer interaktiven Pfingstaktion in Ochtrup, Langenhorst und Welbergen. Dabei wurden in einer Mischung aus digitalen und analogen Elementen Impulse zum Pfingstfest gegeben und die Auseinandersetzung gefördert.
3. Das Flüchtlingsprojekt der katholischen Kirchengemeinde St. Vincentius Dinslaken: In umfangreichen Angeboten wie Behördengängen, Hausaufgabenbetreuung, Kontakte in die Gesellschaft bieten Ehrenamtliche Geflüchteten ihre Hilfe an. Dabei hat sich auch der Chor „Good vibes only“ vornehmlich afrikanischer Frauen gegründet, die Zwangsprostitution oder Gewalt erlebt haben und ihre Traumata mit dem gemeinsamen Gesang verarbeiten.
1. Generationsübergreifendes Präventionsprojekt: „Wir für Kinder“ und „Stark in die Schule“, Ehrenamtliche unterschiedlichen Alters, Herkunft und Berufen unterstützen und fördern einzelne Kinder im Erziehungs- und Bildungsbereich.
2. Arbeitskreis Indienhilfe Bakum: Er unterstützt zahlreiche Hilfsprojekte für Mädchen, Frauen und Leprakranke in Indien.
3. Nightline Münster e.V.: Nightline Münster e.V. ist eine ehrenamtliche Initiative, die sich aus ca. 40 Studierenden der MS-Hochschulen zusammensetzt. Es kommen Studierende verschied. Fachrichtungen, Herkunft u. Alter zusammen, um gemeinsam ein offenes Ohr über eine kostenfreie Telefonnummer zu später Stunde anzubieten.
Team Fernsehübertragung Kevelaer
Sie haben in der Wallfahrtsgemeinde St. Marien Kevelaer in der Corona-Zeit täglich einen Gottesdienst übertragen, damit die Menschen vor den Bildschirmen zu Hause mitfeiern können.
Malteser Hilfsdienst e.V. Drensteinfurt
Der Malteser Hilfsdienst e. V. Drensteinfurt hat in der Corona-Zeit einen „Mobilen Einkaufswagen“ organisiert.
"#feiernwir - Gottesdienst in effata [!]"
Sie haben mit #feiernwir in den Zeiten des Coronavirus sofort die Gottesdienste und auch die Kar- und Ostertage in ein kreatives und technisch ansprechendes Livestream-Angebot umgesetzt und auch dort die Gemeinde mit interaktiven Elementen miteinbezogen.
Radioformat „KwieKirche“ Recklinghausen
Sie haben mit dem Radioformat "KwieKIRCHE" in Recklinghausen während der Corona-Pandemie jeden Sonntag das Format "KwieKIRCHE-Impulse“ in Kooperation mit den Kirchengemeinden gesendet
Nachbarschaftshilfe Waltrop
Sie haben mit der Nachbarschaftshilfe Waltrop bedürftigen Menschen beim Einkaufen, Gassi gehen und Medikamente besorgen unterstützt.
Coronahilfe Oer-Erkenschwick
Sie haben mit der Gruppe von über 360 Helfenden in der „Coronahilfe Oer-Erkenschwick“ durch Besorgungen, Sorgentelefon und Masken nähen für Krankenhaus und Sozialstation viel Unterstützung geleistet.
Charity Projekt Oldenburger Münsterland
Sie haben mit dem Charity Projekt Oldenburger Münsterland für das Kinderkrankenhaus in Bad Zwischenahn über 50 Mundschutze genäht und unterschiedliche Charity Events ausgerichtet.
Katholische Landjugendbewegung Uedem e.V.
Sie haben mit der KLJB Hilfsaktion in Uedem betroffenen Menschen in der Corona-Pandemie unterstützt.
Katholische Landjugendbewegung Lüttingen
Sie haben mit der KLJB Hilfsaktion in Lüttringen betroffenen Menschen in der Corona-Pandemie durch Einkäufe und Besorgungen unterstützt.
Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg Stamm St. Nikolaus Rheurdt
Der DPSG Stamm St. Nikolaus Rheurdt hat eine Corona-Hilfe mit Einkäufen und Besorgungen durchgeführt.
Generationsübergreifendes Projekt „Ostern Onl(e)ine zu Gott“
Sie haben mit dem generationsübergreifenden Projekt „Ostern Onl(e)ine zu Gott“ der Pfarrei Liebfrauen Recklinghausen Impulse und Unterstützung gegeben, um Ostern zu Hause in der Familie zu feiern.
Corona Hilfsaktion Katholische Landjugendbewegung Laer
Sie haben mit der Corona-Hilfsaktion der KLJB in Laer und Holthausen viele hilfsbedürftige Menschen mit Besorgungen und Erledigungen unterstützt.
Corona-Projekt: www.rheinberg-hilft.de
Sie bringen mit dem Hilfeportal www.rheinberg-hilft.de Hilfsbereite und Hilfesuchende in Kontakt. Durch Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren im Netz und am Telefon konnte die Nachbarschaftshilfe schnell aktiv werden.
Corona-Projekt: "BridGE-Maskenprojekt"
Der Sozialdienst katholischer Frauen hat mit dem BridGE – Maskenprojekt der Nähstube SkF Recklinghausen, und durch Vernetzung mit vielen verschiedenen Akteuren, unzählige Masken gefertigt und an unterschiedliche soziale Einrichtungen gegeben.
Corona-Projekt: "KAB-Frauen aus dem DV der KAB MS"
Sie haben mit den KAB-Frauen aus dem Diözesanverband Mund-Nasen-Masken genäht und an Kranken- und Pflegeeinrichtungen gegeben. Ihre Vernetzung und ihr Werben von Spenden hat konkrete Hilfe bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit möglich gemacht und politisches Bewusstsein unterstützt.
Corona-Projekt: "Rhede2gether der Messdienergemeinschaft St. Gudula"
Sie haben mit dem Projekt Rhede2gether der Messdienergemeinschaft St. Gundula eine Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen und mit vielfältigen Akteuren vernetzt und erweitert. Sie haben die Gesellschaft und das Zusammenleben in Rhede aktiv mitgestaltet.
Corona-Projekt: "Ein Leuchtfeuer in trüber Zeit"
Sie haben am Ostersonntag einen Auto-Gottesdienst in Hiddingsel gefeiert und so die Gemeinschaft der Gläubigen in einer zusammenführenden Form von Seelsorge umgesetzt. Dies haben sie gemeinsam mit vielen Aktiven wie die KLJB, Messedienerleiterrunde, Sportverein Vorwärts Hiddingsel organisiert.
Messdiener Hilfsaktion für Menschen in der Risikogruppe des Coronavirus Kamp-Lintfort
Sie haben mit der Messdiener-Hilfsaktion Kamp-Lintfort Unterstützung für die Risikogruppe geleistet. Durch Öffentlichkeitsarbeit, strukturierter Organisation und aktives Anpacken haben sie Solidarität mit Hilfsbedürftigen gelebt.
1. 72.-Stunden-Aktion, Bund der katholischen Jugend Diözesanverband Münster
2. Malteser Hilfsdienst e.V., „Stille Helfer (Malteser Lohne)” (wenn etwas Schlimmes passiert und die Angehörigen Unterstützung benötigen)
3. Studierendeninitiative Weitblick Münster e.V., (Unterstützung im westafrikanisch Staat, Bau einfacher Häuser mit Klassen- und Lehrerzimmer …)