Vollversammlung: Sparen ja, aber nicht auf Kosten des Ehrenamtes

Bistum Münster. Das Bistum Münster muss sparen. Und es muss sich verändern, um zukunftsfähig zu werden. Wie kann das Ehrenamt unter diesem Spar- und Reformdruck dennoch stark bleiben und sogar davon profitieren? Das war am 6. November eine der zentralen Fragen auf der Herbstvollversammlung des Diözesankomitees der Katholiken in Münster. Zudem beschlossen die Delegierten, dass die oberste Laienorganisation der Diözese künftig von einer Doppelspitze geführt werden soll. Die nächsten Vorstandswahlen stehen im Mai 2022 an.

Erstmals seit der Corona-Krise trafen sich die Engagierten wieder persönlich im Franz-Hitze-Haus. Kerstin Stegemann, Vorsitzende des Diözesankomitees, betonte: „Ehrenamtliches Engagement braucht finanzielle und personelle Unterstützung und Räume. Verbände, Gremien und das Engagement Einzelner sind tragende Säulen unserer Kirche vor Ort.“ In Gesprächen mit den Bistumsverantwortlichen wolle der Vorstand des Diözesankomitees deswegen immer wieder die essenzielle Bedeutung des Freiwilligenengagements für die Zukunftsfähigkeit der Kirche verdeutlichen. „Und wir werden einfordern, dass entsprechende Mittel bereitstehen und sich die Bedeutung des Ehrenamtes in der Schwerpunktsetzung der Haushaltsplanung wiederfindet“, sagte die Vorsitzende. Wichtig sei, die Rahmenbedingungen im Ehrenamt so zu gestalten, dass sie attraktiv sind und zum Mitmachen einladen.

Neue Freiräume in der Kirche nutzen

Die Skandale in der katholischen Kirche hätten die Situation der Ehrenamtlichen nicht einfacher gemacht. Dies könne man aktuell am Mangel der Kandidat*innen bei den Pfarreirats- und Kirchenvorstandswahlen ablesen, bedauerte Stegemann. „Hier bricht die Basis weg.“ Die Vorsitzende sieht in der kritischen Lage jedoch auch viel Spielfläche für neue Entwicklungen im kirchlichen Ehrenamt. „Die pastoralen Räume werden sich verändern. Das Bistum hat einen Prozess angestoßen, der viele Freiräume eröffnen soll.“

Diese Freiräume gelte es zu nutzen und mitzugestalten, weist Stegemann auf die Bistums-Initiative hin, die die pastorale Arbeit vor Ort vielfältiger aufstellen und mit mehr Leben füllen will. Das Ergebnis des Sammlungsprozesses an Ideen und Vorschlägen wird für das Frühjahr 2022 erwartet. Der Synodale Prozess in Deutschland und der von Papst Franziskus angestoßene weltweite Synodale Weg sind für Stegemann ebenfalls ermutigende Zeichen. Die Kirche habe verstanden, dass sie dem Gottesvolk mehr Mitsprache auf Augenhöhe ermöglichen muss.

Christliche Werte in der Gesellschaft verteidigen

„Wir wollen für die Kirche vor Ort eigene Visionen entwickeln, die uns in die Zukunft tragen und nicht bei der Mangelverwaltung stehen bleiben“, betonte Stegemann. „Jetzt haben wir die Chance zu definieren, wie wir uns die pastoralen Räume wünschen und sie mit dem zu füllen, was wir für unser Christsein heute brauchen.“

Auch in Politik und Gesellschaft komme es zurzeit zu Veränderungen, spielte die Vorsitzende auf den neu gewählten Bundestag an. Es sei längst nicht mehr selbstverständlich, dass christliche Aspekte bei politischen Entscheidungen eine Rolle spielten. Umso engagierter müssten sich Gläubige für das christliche Menschenbild und eine gerechte Gesellschaft einsetzen. „Als Christ*innen haben wir einen klaren Auftrag, nicht nur die Kirche, sondern auch die Gesellschaft mitzugestalten“, appellierte Stegemann: „Es liegt einiges vor uns. Packen wir es an. Gestalten wir unsere Kirche und unsere Gesellschaft der Zukunft.“