Kerstin Stegemann ist eine der 230 Personen, die in der Synodalversammlung über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland diskutieren. Stegemann ist Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster. Im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“ erzählt sie von ihren Eindrücken der ersten Versammlungsrunde.
Frau Stegemann, wie hat Ihnen diese erste Versammlungsrunde gefallen?
Gut. Ich war ehrlich gesagt positiv beeindruckt. Für mich war das ein guter Auftakt.
Sie hatten also andere Erwartungen?
Ja. Ich war vorher etwas skeptisch, wie das Miteinander werden würde zwischen Priestern, Bischöfen und Laien. Nehmen sich die Teilnehmenden gegenseitig ernst? Wie funktioniert das logistisch in einer so großen Gruppe? Diese Sorgen sind nun ausgeräumt.
Wie war die Stimmung unter den Teilnehmern?
Ich habe insgesamt eine sehr positive Stimmung wahrgenommen, und ein sehr offenes Miteinander. Ich glaube, dass viele der Teilnehmenden durchaus reformwillig sind. Dennoch empfinde ich es als sehr wichtig, dass jeder seine Meinung sagen durfte. Niemand sollte mit dem Eindruck nach Hause fahren, nicht gehört worden zu sein.
Was lief gut? Wo hat es gehakt?
Hier kommen natürlich mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken zwei unterschiedliche Arbeitsweisen zusammen. Dass es da an der ein oder anderen Stelle etwas ruckelt, ist glaube ich normal. Insgesamt ist die Versammlung gut geregelt und hat einen klaren Rahmen.
Positiv habe ich die Diskussion um die Geschäftsordnung erlebt. So haben wir beschlossen, dass auf Antrag auch eine Mehrheit der Frauen für einen Beschluss stimmen muss.
Ich sehe in der Versammlung kleine Zeichen, die mir einen hoffnungsvollen Eindruck geben und Lust machen, weiterzumachen.
Wie kamen die verschiedenen Gruppen miteinander klar?
Natürlich habe ich die unterschiedlichen Lager im Vorfeld der Versammlung wahrgenommen und weiß um die Bedenken der Kritiker. Aber dazu war ja auch dieses erste Treffen gedacht: Positionen deutlich zu machen und Fragen zuzulassen. Das hat gut geklappt.
Was dieser Grüppchen- oder Lagerbildung entgegengewirkt hat, war unsere Sitzordnung. Die fand ich großartig: Wir saßen nämlich in alphabetischer Reihenfolge nebeneinander. Ich hatte dadurch eine total nette Nachbarschaft mit Menschen, mit denen ich sonst sicher nicht ins Gespräch gekommen wäre. Das habe ich als sehr wertvoll empfunden.
Was habt Sie in der Gruppe der Münsteraner besonders beschäftigt?
Wir haben uns nicht extra getroffen. Zu Beginn der Versammlung haben wir so ein kleines Album mit Fotos und Informationen der einzelnen Teilnehmenden bekommen. So hatte ich die Möglichkeit, zwischen durch zu den Münsteranern Kontakt aufzunehmen. Wir werden uns in den nächsten Wochen außerhalb der offiziellen Termine treffen.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich arbeite mit gut 30 weiteren Delegierten im Forum „Macht und Gewaltenteilung“. Da geht es jetzt in die konkrete Arbeit. Das finde ich gut. Bis zur nächsten Synodalversammlung im September werden wir Antragstexte und Empfehlungen vorbereiten.
Bei der nächsten Synodalversammlung reicht es dann nicht, Themen oder Fragen zu benennen. Ich erwarte, dass es dann wesentlich konkreter wird.
Interview: Martin Schmitz, Kirche+Leben