Liudger Talk: Diözesankomitee wünscht sich Teilhabe auf Augenhöhe

Die CDU-Politikerin und frühere Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Claudia Lücking-Michel.

Bistum Münster. Welche Bedeutung soll den Laien künftig in der Kirche zukommen? Wie ist ein gleichberechtigteres Miteinander mit Priestern und Bischöfen möglich? Was muss auf Bistums- und Pfarreiebene geschehen, damit die Kirche für Menschen wieder als heilsamer Ort erfahrbar wird? Das waren zentrale Fragen beim Liudger-Talk des Diözesankomitees der Katholiken am 26. März.

Der Austausch fand am Hochfest des heiligen Liudger statt, des ersten Bischofs von Münster. Coronabedingt online. Die Mitglieder der Laienorganisation diskutierten mit der CDU-Politikerin und früheren Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Claudia Lücking-Michel und mit Münsters Bischof Felix Genn über Chancen und Widerstände im synodalen Aufbruch. Genn und Lücking-Michel wirken führend beim Synodalen Weg mit. Auch Kerstin Stegemann engagiert sich darin. Die Vorsitzende des Diözesankomitees wollte wissen, „auf was wir am Ende des Prozesses konkret in unserem Bistum hoffen können“.

Männerbündische Ständegesellschaft

„Laie bedeutet ursprünglich Volk“, leitete Lücking-Michel ihren Vortrag ein. Von dem Volksbegriff sei allerdings in der Kirche wenig übriggeblieben. „Wir müssen stattdessen über die Nicht-Laien sprechen. Die Kleriker“, sagte die promovierte Theologin. Bei ihnen bündele sich die ganze Machtfülle. Die Amtskirche leide an männerbündischen Standesstrukturen, mit deutlicher Grenzziehung der Kleriker zum Gottesvolk. Engagierte Männer und Frauen müssten etwa für Aufgaben die Beauftragung oder Erlaubnis eines Klerikers einholen.

Die Kirchenkrise sei im Kern eine Krise kirchlicher Macht und Leitung, verdeutlichte Lücking-Michel. Heutigen Christen und Christinnen sei nicht mehr vermittelbar, dass es keine Gewaltenteilung gibt. Solche überkommenden Strukturen bildeten auch die Grundlage für den vielfachen sexuellen Missbrauch.

Teilhabe statt Notstopfen

Die gleichberechtigte Teilhabe von Laien an Strukturen und Entscheidungen sei notwendig, um die Krise zu überwinden, erklärte Lücking-Michel. Laien müssten ihre eigene Wirkmacht erfahren und nicht nur als „Notstopfen etwa bei der Organisation von Pfarrfesten“ fungieren.

Lücking-Michel plädiert deswegen für einen Weg der Synodalität, für den es auch reichlich Vorbilder in der Kirchengeschichte gebe. Sie forderte „ersthafte Entscheidungskompetenzen“ für Laien und „erfahrbare Veränderungen auf allen Ebenen“. Zudem müssten neue Strukturen auf Dauer angelegt sein und nicht mehr etwa beim Pfarrerwechsel erneut in Frage gestellt werden können. „Es gibt ein Lehramt der Gläubigen. Menschen sind bereit, sich zu engagieren, wenn sie ernst genommen werden“, ist die Theologin überzeugt.

Auch Bischof Felix Genn sieht in der Synodalität eine gute Perspektive aus der Krise. „Synodalität muss zu einer Haltung unter den Beteiligten werden“, wünscht der Bischof, räumte aber ein: „Das wird ein gewaltiger Prozess. Wir werden Lernschritte machen müssen, die mühsam sind.“ Zukunftsaufgabe sei, dass Kleriker und Laien gemeinsam den Weg der Veränderungen gehen und die neue Haltung einüben. „Ob ich das noch erlebe, weiß ich nicht“, zweifelte der Bischof, „aber ich möchte dazu beitragen, dass ich es noch erlebe.“

Mehr vertrauen, Transparenz und Kommunikation

In Kleingruppen beschäftigten sich die Teilnehmer anschließend mit der Frage, wo sich Laien künftig neu im Bistum einbringen können: etwa in der Gemeindeleitung, geistlichen Begleitung oder im Haupt – und Ehrenamt.  So warben sie für mehr gegenseitiges Vertrauen und transparente Kommunikation. „Veränderung geht nur durch inneres Vertrauen“, stimmte der Bischof zu. Er persönlich wolle die Teilnahme der Laien an der Verantwortung. „Ich sehe keine riesigen Probleme.“ Beide Konfliktseiten müssten den Weg aber im Miteinander finden und ihren jeweiligen Berufungen treu bleiben können, sagte Genn.