Kerstin Stegemann kandidiert nicht wieder

Bistum Münster. Die Vorsitzende des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster, Kerstin Stegemann, wird im Mai 2022 nicht erneut für diese Position kandidieren. Stegemann war im Mai 2019 zur Vorsitzenden der diözesanen Laienvertretung gewählt worden. Die 36-Jährige gab persönliche Gründe für ihr Ausscheiden an: sie wolle andere Prioritäten für sich setzen.
In ihrem Amt habe sie sich als ein „Sprachrohr“ gesehen. Ihr sei es wichtig gewesen, viel bei den Engagierten vor Ort zu sein und zum Austausch der unterschiedlichen Ebenen in der Kirche beizutragen, erklärte sie jetzt in einem Interview. „Ich erlebe viele Gruppierungen in unserer Diözese und freue mich immer wieder über die Vielfalt vor Ort.“

Hoffnung auf „Synodalen Weg“

Große Hoffnungen setzt die scheidende Laienvorsitzende auf den bundesweiten kircheninternen Gesprächs- und Reformprozess „Synodaler Weg“. Die Kirche müsse sich öffnen. „Das geht nur, wenn auch eine Veränderung der Haltung entsteht. Im Kopf fängt der Wandel an und muss sich in der Tat zeigen.“ Investieren solle die Kirche in zentrale Felder: „Für mich sind das die Themen Soziales, Ehrenamt und Jugend.“

Kritisch sieht Stegemann die aktuell geplanten Einsparungen bei den kirchlichen Verbänden. Diese gestalteten vielfältig kirchliches Leben vor Ort. „Die Einsparung drückt wahnsinnig auf die Motivation. Viele fühlen dadurch sich und ihre Arbeit nicht gesehen.“ Nach Ihrer Auffassung seien die Beträge für das Bistum „nicht viel Geld“, für die meisten Verbände hingegen enorme Summen. „Gerade mit Blick auf die Frage der Zukunftsfähigkeit unserer Kirche halte ich diese Entscheidung für falsch“, so Stegemann.

Menschen vor Ort beteiligen

Im laufenden Prozess zur Entwicklung neuer seelsorglicher Strukturen im Bistum Münster erwartet Stegemann eine stärkere Beteiligung der Basis. „Wenn es in diesem Prozess nicht gelingt, wirklich partizipativ mit den Menschen vor Ort zu arbeiten, wird er nicht erfolgreich sein.“

Mit Blick auf die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche erklärte die Vorsitzende des Diözesankomitees: „Es muss deutlich sein, dass es nicht darum geht, sich selbst oder Strukturen abzusichern, sondern dass es unser oberstes Ziel ist, einen sicheren Raum für alle Menschen zu bieten. Das ist leider noch immer nicht so. Viel zu oft streiten wir um Strukturen oder Gelder, denken Menschen eher an sich als an andere. Solange das so ist, können wir nicht glaubwürdig sein.“

 

Zur Person: Kerstin Stegemann

Kerstin Stegemann wurde am 22. Mai 1985 geboren und stammt aus Ibbenbüren im Kreis Steinfurt. Als Jugendliche hatte sie sich in der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) engagiert. Mit 19 Jahren wurde sie Vorsitzende der CAJ im Bistum Münster. Von 2012 bis Mai 2018 war sie Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dem Dachverband der katholischen Jugendverbände in der Diözese Münster. Sie wurde am 11. Mai 2019 in Münster als Nachfolgerin von Notburga Heveling von der Vollversammlung der diözesanen Laienvertretung zu deren Vorsitzenden gewählt. Beruflich ist Stegemann als Geschäftsführerin der „Freiwilligen Sozialen Dienste (FSD) Bistum Münster gGmbH“ tätig.