Generalvikar Winterkamp: „Missbrauchsskandal trifft Kirche bis ins Mark“

Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp beim Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster.

Bistum Münster. Die Notwendigkeit eines Kulturwandels in der katholischen Kirche hat Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp vor der Laienvertretung des Bistums Münster hervorgehoben. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche habe dies mehr als deutlich gemacht; dieser treffe die Kirche bis ins Mark, erklärte Winterkamp jetzt vor den Delegierten der Verbände und Regionen der Diözese. Auch deshalb müsse es einen tiefgreifenden Haltungs- und Bewusstseinswandel in der katholischen Kirche geben. 

Winterkamp verwies zudem auf statistische Daten und Entwicklungen: Mitte des nächsten Jahrzehnts sinke der Anteil der Christen an der Bevölkerung in Deutschland unter die 50-Prozent-Marke. Das Bistum Münster verliere aktuell jährlich zwischen 16.000 und 20.000 Katholiken. Schon in wenigen Jahren reiche die Zahl der Bistumspriester nicht aus, dass alle Pfarreien einen alleinigen Pfarrer hätten. Winterkamp gestand freimütig ein, dass diese Zahlen nicht überraschend kämen, sondern seit langem bekannt seien. 

Nicht von oben verordnen

Der Bedeutungsverlust der Kirche führe dazu, dass ihr der Wind auch in der Rechtsprechung ins Gesicht wehe – etwa im Arbeitsrecht. Veränderungen in der Parteienlandschaft und der politischen Machtverhältnisse in Deutschland könnten dazu führen, dass sich die finanzielle Situation der Kirche dadurch verändere. 

All dies veranlasse das Bistum, einen Kulturwandel anzustreben. Dies könne man aber nicht „von oben“ verordnen. Anfangen müsse der Haltungs- und Bewusstseinswandel etwa in der Bistumsleitung und in der bischöflichen Behörde, wo dieser Prozess jetzt angestoßen werde. Die Verantwortlichen vor Ort hätten viel mit den Herausforderungen vor der eigenen Tür zu tun, darum müsse gut überlegt werden, wie der Prozess eines Kulturwandels gesteuert werden könne. Neue Leitungsmodelle in den Pfarreien seien grundsätzlich möglich, aber sie müssten so gestaltet sei, dass sie für alle Beteiligten akzeptabel seien. 

Winterkamp ordnete die neue Markenkampagne des Bistums in diesen tiefgreifenden Wandel ein. So habe man festgestellt, dass es immer schwieriger werde, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, die sich mit der katholischen Kirche identifizierten. Darum sei die Markenkampagne der Diözese so angelegt, dass Interessierte etwas von der Vielfalt katholischen Lebens erfahren könnten.