Bistum Münster. Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen rückt näher. Am 15. Mai 2022 können die Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme abgeben. Der Sachausschuss Schöpfungsverantwortung des Diözesankomitees der Katholiken im Bistum Münster hat Forderungen aufgestellt, die es Wähler*innen erleichtern sollen, Parteien und Wahlprogramme an ihrer energiepolitischen Zukunftsfähigkeit zu messen. Themen sind der konsequente Ausbau regenerativer Energien, der Ausstieg aus der Kernenergie und die Förderung von Umweltbildung.
Mit den Forderungen positioniert sich die oberste Laienorganisation der Diözese klar für den Erhalt der Schöpfung, mahnt zu mehr Tempo bei der Umsetzung an und stellt konkrete Forderungen auf. „Die regenerativen Energien sind unser wirksamstes Mittel, wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen schnell, kostengünstig und verlässlich verringern und unabhängiger von fossilen Importen etwa aus Russland werden wollen“, heißt es in dem vom Sachausschuss Schöpfungsverantwortung und nachhaltige Entwicklung erarbeiteten Papier.
Regenerative Energien konsequent ausbauen
So fordert die katholische Laienvertretung die nordrhein-westfälischen Wahlparteien auf, endlich zwei Prozent der Landesflächen für die Windenergiegewinnung auszuweisen, den Vorsorgeabstand von Windrädern und Windparks mit maximal 1000 Metern zu Wohngebieten umzusetzen und die notwendigen Genehmigungsverfahren erheblich zu beschleunigen. „Zudem sollen Bürgerschaft und Kommunen vor Ort unmittelbar von den Maßnahmen profitieren, etwa durch Direktbelieferung von Unternehmen und vergünstigten Strom“, verdeutlicht Kerstin Stegemann, Vorsitzende des Diözesankomitees.
Weiter wünscht sich die katholische Laienvertretung, dass landeseigene Gebäude zügiger mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet sowie Freiflächen an Fernstraßen, Bahntrassen und Deponien für Solarparks genutzt werden.
Keine Rückkehr zur Atomenergie
Auch in Zeiten des Ukraine-Kriegs muss am Ausstieg aus der Kernenergie in Nordrhein-Westfalen festgehalten werden, fordert das Diözesankomitee. Eine Renaissance von Atomstrom dürfe es nicht geben. Die ungelöste Endlagerfrage im bevölkerungsreichsten Bundesland und die fortschreitende Klimakrise mit Sturm- und Überflutungsereignissen machten diese Technologien äußerst gefährlich. Die Forderungen weisen auf die Urananreicherungsanlage in Gronau, das Zwischenlager für ausgediente Brennelemente in Ahaus und den Versuchsreaktor in Jülich hin. Dort lagere bereits nuklearer Müll, für den es keine nachhaltige Lösung gibt.
Problematische Atommülltransporte nach Ahaus und Jülich
Genau zu diesen offenen Problemlagen stellt das Diözesankomitee im Vorfeld der Landtagswahl konkrete Forderungen an die künftigen Volksvertreter*innen in NRW: Was tun Sie, um die Urananreicherungsanlage in Gronau stillzulegen und die Urantransporte zu stoppen? Was unternehmen Sie, dass aus dem Zwischenlager in Ahaus kein Endlos-Lager wird? Kritisch sieht das Diözesankomitee auch die Folgen am Forschungsreaktors FRM II in Garching bei München für das Ahauser Zwischenlager. Der Garchinger Reaktor erfülle seine Auflagen für eine spätere Endlagerung nicht oder nur unzureichend. Als Ausweg wollten die Betreiber Atommüll nach Ahaus schaffen. Zu einem solchen Ansinnen, das massive Wirkungen auf die Bevölkerungen haben würde, müssten sich die Landtagspolitiker*innen vor der Wahl klar positionieren.
Mehr Umweltbildung fördern
Nicht zuletzt wünscht sich die katholische Laienvertretung von den zur Wahl stehenden Parteien mehr Umweltbildung für Bürger*innen. Dazu müsse die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, kurz BNE, weiterentwickelt werden. „Praktische und theoretische Umweltbildung für alle Bevölkerungsschichten ist die Grundlage dafür, die Menschen in der Klimakrise mitzunehmen und sie zu verantwortlichen Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Handeln zu befähigen“, sagt die Diözesankomitee-Vorsitzende Kerstin Stegemann.