40 Jahre Partnerschaft mit Nordghana

Mitglieder des Koordinierungsteams und Unterstützer*innen der ersten Lebensstunde der Partnerschaft mit der Vorsitzenden des Diözesankomitees Brigitte Lehmann (Dritte von links).

Diözesankomitee feiert das runde Jubiläum mit Aktiven und Freunden

Bistum Münster. Ein Jahr wartete man vergeblich auf die Antwort der afrikanischen Bischöfe. Die blieb einfach aus. Dann flog Elsbeth Büll nach Ghana. Dort lieh sich die heute 82-Jährige ein Auto, fuhr in den Norden des Landes und fragte, ob die Menschen ebenfalls an einem Kontakt mit den katholischen Laien aus dem Bistum Münster interessiert seien. „Zuerst kamen die Partnerschaften zwischen den Kirchengemeinden zustande, dann die Diözesanpartnerschaft.“ Büll hält das für das Erfolgskonzept der nunmehr 40-jährigen Beziehungen: „Alles ist von unten nach oben gewachsen, nicht umgekehrt.“

Am Samstag (3. September) feierte das Diözesankomitee der Katholiken mit Freunden und Unterstützer*innen das runde Jubiläum und stellte sich der Frage, wie die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Kulturen noch zeitgemäßer ausgestaltet werden können. „Die erste Delegation ist 1982 nach Ghana gefahren“, erinnerte die Vorsitzende des Diözesankomitees Brigitte Lehmann in ihrer Dankrede an die Engagierten. „Mittlerweile gibt es über 35 Partnergemeinden und Institutionen wie Schulen und Initiativen. „Es gibt einen regen Gästeaustausch. Diese persönlichen Begegnungen sind Grundpfeiler der Freundschaft.“

Hilfe kritisch hinterfragen

„Hilfe und Hilfeleistungen haben eine politische und ethische Dimension“, verdeutlichte Gastredner Thomas Gebauer bei dem Treffen. Der Psychologe, Soziologe und Buchautor hat viele Jahre als Geschäftsführer für Medico international gearbeitet, eine Hilfs- und Menschenrechtsorganisation. Er kennt die Problemlagen in verschiedenen Ländern aus eigener Anschauung. Gebauer plädiert für einen kritischen Umgang mit der Hilfe. Es gelte, sie gleichzeitig zu verteidigen, zu hinterfragen und dauerhaft zu überwinden.
Vor 40 Jahren habe es noch keine entwicklungspolitischen Studiengänge gegeben, sagte Gebauer. „Wir alle waren Autodidakten.“ Gleichzeitig habe es in den Kirchen und der Weltgemeinschaft eine Aufbruchstimmung gegeben und die Überzeugung, etwas zum Besseren verändern zu können.

Warum helfen wir?

Als junger Aktivist sei ihm bald klar geworden: So bedeutsam und notwendig die Hilfe zum Überleben sei, sie bleibe ein Tropfen auf dem heißen Stein, solange sich die Strukturen vor Ort nicht änderten. „Es macht einen Unterschied, ob wir von der Barmherzigkeit der Anderen abhängig sind und Bittsteller oder ob wir auf funktionierende Strukturen und einen Rechtsanspruch auf Hilfe zurückgreifen können.“

Er sei keineswegs gegen Hilfsorganisationen, betonte er. Statt Spenden und Projekte bräuchten die Menschen jedoch dauerhaft solidarischen Beistand, um selbst Veränderungen anstoßen zu können. „Sie brauchen Begegnung, Vertrauen und Beziehung.“ Die 40 Jahre der verlässlichen Partnerschaft mit Nordghana seien ein gutes Zeichen dafür, dass zwischen den Beteiligten Solidarität und Verstehen gewachsen sind. „Das gemeinsame Lernen ermöglicht neue Formen des Zusammenlebens.“ Letztlich könnten die großen Fragen der Menschheit wie Gleichheit, Gerechtigkeit und Naturschutz nur gemeinsam gelöst werden.

November-Tagung zur sozialen Gerechtigkeit

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Engagierten sich dieser Probleme durchaus bewusst sind. „Es geht nicht um Geschenke“, sagte ein Teilnehmer: „Es geht um Begegnung.“ Vor allem Jugendliche in Nordghana und dem Bistum Münster könnten durch den Austausch gewinnen. Vom 18. bis 19. November veranstaltet das Diözesankomitee zusammen mit dem Franz-Hitze-Haus in Münster eine Tagung zur Partnerschaft mit Nordghana. Auch Peter Yang-Bio, der neue Partnerschaftskoordinator aus Ghana, wird dazu erwartet. Das Thema: „Soziale Sicherheit als Basis für Entwicklung.“