Als „Bild für die Zukunft der Kirche in ganz Deutschland“ hat die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp, die Vorbereitungen auf den 103. Deutschen Katholikentag gewürdigt. Zur Eröffnung der Vollversammlung des ZdK in Erfurt sagte sie, von einer „Minderheit, die mit wenig Ressourcen engagiert und in starker Gemeinschaft ihren Glauben lebt und die Gesellschaft mitgestaltet, können wir lernen“.
Stetter-Karp erinnerte daran, dass der Katholikentag in einer Zeit großer Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft stattfinde. „Vorgestern fanden hier in Thüringen Kommunalwahlen statt. Ein Stimmungsbarometer in einem Superwahljahr, das es in sich hat.“ Die Hochzeit der Demokratie – 2024 nicht nur mit Kommunalwahlen, sondern auch drei Landtagswahlen im Osten Deutschland und der Europawahl – sei gleichzeitig ihr Härtetest: „Ich nehme mit großer Sorge wahr, dass die freiheitliche Grundordnung in Europa und auch bei uns unter Druck gerät. Wir spüren es wohl alle: Die Demokratie und auch faire Wahlen sind keine Selbstverständlichkeit mehr, sie müssen geschützt und aktiv verteidigt werden.“
Ähnlich äußerte sich der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow in seinem Grußwort an die Vollversammlung. „Das ZdK repräsentiert katholische Zivilgesellschaft, die es in organisierter Form seit nunmehr 175 Jahren gibt. Es ist damit eine der ältesten zivilgesellschaftlichen Organisationen in unserem Land. Ich bin dem ZdK dankbar, vor allem für seine aktuellen Wortmeldungen und Debattenbeiträge in den gegenwärtig schwierigen Zeiten – zu den Europawahlen, zur Demokratie und deren Gefährdung, zur Klimakrise sowie zu Fragen von Armut und gesellschaftlicher Gerechtigkeit“, sagte er.
Die ZdK-Präsidentin verwies auch auf das Jubiläum des Grundgesetzes, das am 23. Mai vor 75 Jahre ausgerufen wurde. ZdK und Katholikentag sähen in diesen Zeiten die Menschenwürde, die der Artikel 1 schütze, als gefährdet an. „Wir halten nicht still, wenn die Axt an die Grundfesten unseres Zusammenlebens gelegt und die menschliche Würde relativiert wird.“ Es brauche „klare Haltung – und konkretes Engagement vor Ort“. In schwelenden internationalen Konflikten und Kriegen zeige
sich ebenfalls, dass „Demokratie und zivilgesellschaftliche Spielräume“ massiv unter Druck gerieten. Leid und Tod Hunderttausender Menschen in Israel, in Gaza, ebenso in der Ukraine machten fassungslos.
Im Blick auf die deutsche Innenpolitik bezeichnete es Stetter-Karp „als Desaster, dass es der Bundesregierung nicht gelingt, die geplanten und dringenden Reformprojekte, allen voran die Kindergrundsicherung, voranzutreiben“. Wo die Würde des Menschen die Richtschnur sein müsse, sei es ebenso nicht hinnehmbar, dass es „an klimapolitischem Ehrgeiz“ mangele, gerechte Arbeitsbedingen für viele fehlten, Lebensschutz am Anfang und am Ende des Lebens nicht konsequent umgesetzt und Gesetzesvorhaben auf die lange Bank geschoben würden. Zur fortlaufenden Debatte um den Paragrafen 218 sagte Stetter-Karp, die aktuelle Regelung solle nicht infrage gestellt werden. „Sie stellt einen guten gesellschaftlichen Kompromiss dar.“
Im Blick auf kirchliche Transformationsprozesse betonte Stetter-Karp, diese seien „ein dringendes Anliegen des ZdK“. Wichtig sei dabei auch, „wie die Weltkirche auf den synodalen Prozess in Deutschland blickt“. Das ZdK habe deshalb Berater*innen der Weltsynode zur Vollversammlung eingeladen, um deren Eindrücke wahrzunehmen.