Auf seiner Vollversammlung hat sich das Diözesankomitee im Bistum Münster zusammen mit Dr. Simon Linder vom Lehrstuhl für praktische Theologie an der Universität Tübingen über Machtdynamiken beim Synodalen Weg ausgetauscht. Martin Schroer aus der Fachstelle Pastorale Strategie und theologische Grundsatzfragen im Bischöflichen Generalvikariat informierte über den Stand der Dinge im Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum.
„Es ist bald zehn Jahre her, das Papst Franziskus erklärt hat, dass die Zeiten in denen wir leben von der Kirche eine Steigerung ihres Zusammenwirkens in allen Bereichen ihrer Sendung verlange. Genau dieser Weg der Synodalität wäre das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwarte“, sagte Linder zu Beginn seines Vortrags. Das Problem dabei sei, dass es keine klare Definition des Begriffs Synodalität gebe.
Umgang mit Macht im Synodalen Weg
Linder verwies darauf, dass es beim Synodalen Weg einen Moment gegeben habe, da fühlten sich die Vertreterinnen und Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) seinem Eindruck nach sehr machtlos: „als die Bischöfe die Reform der Sexualmoral bei der Synodalversammlung scheitern ließen, indem sie dem Grundlagenpapier die nötige Zweidrittelmehrheit verweigerten.“ Was wäre passiert, wenn die Delegierten des ZdK die Sitzung verlassen hätten und nach Hause gegangen wären? „Dann wäre der ganze Prozess dem ZdK aus den Händen geglitten.“ Alles, wofür man miteinander gerungen hatte, alle anderen Papiere und Beschlüsse wären nicht zu Ende geführt worden. „Und das ZdK hätte weniger erreicht. Letztendlich gibt es keine allgemeingültige Definition von Synodalität. Wie man auf Blockaden und Probleme reagiert, dass muss am Ende jede und jede für sich entscheiden. Das ZdK hat den Prozess nicht scheitern lassen!“, betonte Linder am Ende seines Vortrags.
„Synodalität ist eine Frage der Haltung“, brachte es der Vorsitzende des Diözesankomitees Ulrich Vollmer, der auch dem Synodalen Ausschuss angehört, auf den Punkt. „Wie gehen Bischöfe und Lai*innen miteinander um?“ Die Themen des Synodalen Weges seien jetzt aus der Tube raus und lägen auf dem Tisch, und müssen nun miteinander verhandelt werden. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es auch mit Rom zu einer guten Übereinkunft kommen kann, auch wenn noch dicke Bretter zu bohren sind.“ Die aktuellen Kirchen-Austrittszahlen würden deutlich machen, wie groß der Reformbedarf in „unserer Kirche“ sei.
Martin Schroer: Wie wollen wir als Kirche unseren Sendungsauftrag realisieren?
Martin Schroer gab anschließend einen Überblick über den Stand im Prozess zur Entwicklung Pastoraler Strukturen (PEPS) im Bistum. Es brauche neue Formen von Kirche-Sein, um „unserem Sendungsauftrag gerecht zu werden“, sagte Schroer zu Beginn seines Vortrags. „Noch haben wir genügend Ressourcen personeller und finanzieller Art. Nutzen wir die Zeit, um unsere Kirche fit für die Zukunft zu machen.“ Mit der Umsetzung der Pastoralen Räume sei man schon auf einem guten Weg. Gleichzeitig gelte es, sich Gedanken um Strukturen zu machen, um das vielfältige kirchliche Leben erhalten zu können. Dabei betonte er die Bedeutung der katholischen Verbände, die „auch Orte kirchlichen Lebens sind“. Sie würden Menschen erreichen, die die Amtskirche nicht mehr erreiche. „Dessen müssen wir uns bewusst sein und darauf reagieren.“
Ulrich Vollmer griff den Hinweis Schroers auf und forderte eine Veränderung der Perspektive ein. „Kirchliches Leben spiele sich nicht nur in den Pfarreien ab. Es sei wichtig, auch andere Orte kirchlichen Lebens – wie die katholischen Verbände – im Blick zu haben.