Liudgerempfang: Familien sind bunt und vielfältig

Vorsitzender des Diözesankomitees Ulrich Vollmer, Ministerin Josefine Paul, Bischof Felix Genn und Brigitte Lehmann, Vorsitzende des Diözesankomitees (v.l.n.r.), hören gebannt den musikalischen Beiträgen der jugendlichen Sängerinnen und Sänger des Münsteraner Domchores unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer.

Das Diözesankomitee im Bistum Münster hat sich auf seinem Liudgerempfang in der Münsteraner Akademie Franz Hitze Haus mit dem Thema Familie in all seinen Ausformungen beschäftigt. „Das traditionelle Modell von ´Vater, Mutter, Kinder, Ehe` entspricht schon lange nicht mehr der Lebenswirklichkeit vieler Menschen“, sagte Ulrich Vollmer, Vorsitzender des Diözesankomitees, zu Beginn des Empfangs. Familien seien heute bunter und vielfältiger. Das Diözesankomitee hat mit der inhaltlichen Ausrichtung des Empfangs ein Anliegen von Bischof Felix Genn aufgegriffen, der die Familienpastoral als Schwerpunkt des Jahres 2024 benannt und gleichzeitig eine Weitung des traditionellen Modells der Familie vorgenommen hat.

In seinem Grußwort ermutigte der Bischof mit Blick auf den Familienbegriff dazu „über den Rand dessen hinauszuschauen, was wir als unsere Glaubenswirklichkeit erkennen“. Der Familienbegriff habe sich verändert und erweitert. Er forderte zu Integration statt Ausgrenzung auf. Die NRW-Familienministerin Josefine Paul wies in ihrem Impulsvortrag zum Thema „Stärkung der vielfältigen Familienstrukturen als Querschnittsaufgabe der Politik“ darauf hin, dass es zu einer Demokratie auch gehöre, dass man sich aussuchen könne, mit wem und in welcher Familienform man leben möchte.

Bischof Felix Genn: Unser Volk darf nicht mehr antisemitisch werden

„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, Ihnen heute zu danken“, wandte sich der Münsteraner Bischof Felix Genn direkt an das Diözesankomitee. „Man nennt unser Bistum nicht ohne Grund das Verbändebistum Deutschlands. Ich begegne hier sehr vielen engagierten Kindern, Jugendlichen, Männern und Frauen. Und dass in Zeiten des Umbruchs und der großen Vertrauenskrise in unserer Kirche. Ich habe großen Respekt für Sie und Ihr Engagement.“

Gleichzeitig bat der Bischof um Unterstützung und verwies auf rechts- und linksextremistische Entwicklungen sowie antisemitischen oder populistischen Strömungen in der Gesellschaft. „Wohin geht unsere Gesellschaft? Wohin unsere Demokratie?“ Das Ergebnis der AfD bei der Europawahl habe ihn erschreckt. „Wir können uns nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben. Helfen Sie mit, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen: durch Diskurs, mit Argumenten und Gesprächen. Unser Volk darf nicht mehr antisemitisch werden.“

Ulrich Vollmer: Diözesankomitee zeigt Flagge

Der Vorsitzende Ulrich Vollmer, dankte Bischof Felix für sein „starkes Statement. Sie haben uns Christinnen und Christen zu einem offenen Diskurs, zum Widerspruch und zu einem deutlichen Protest gegen links- und rechtsextreme Positionen aufgerufen. Das haben wir und werden wir weiterhin tun“. Er verwies dabei auf die Erklärung des Vorstandes im Vorfeld der Europawahl. „Dort haben wir uns eindeutig positioniert und Flagge gezeigt.“ 

Josefine Paul, Ministerin für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen nahm in ihrem Vortrag Bezug auf die Aussagen Genns und wies darauf hin, dass jeder und jede Verantwortung trage für ein gelingendes Miteinander. Gleichzeitig wandte sie sich gegen jegliche Form von Antisemitismus: aufgrund von rechtsextremistischem Gedankengut, aufgrund von falsch verstandener linker Ideologie oder aufgrund islamistischer Tendenzen. Sie forderte die Anwesenden dazu auf, dem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. 

Ministerin Josefine Paul: Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit.

In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin auf die wichtige Bedeutung der christlichen Kirchen, Vielfalt zu fördern. Vielfalt sei ein wunderbares Ergebnis eben dieser freiheitlichen und selbstbestimmten Lebensweise, die Demokratie ermögliche. Demokratie sei aber keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil: Die Demokratie als vermeintliche Selbstverständlichkeit stünde unter enormen Druck. Deshalb sei es wichtig, für sie einzutreten und sie zu verteidigen.