Beschenkt durch die Partnerschaft

Großer Festgottesdienst mit dem Nuntius.

Bistum Münster. Es war eine kurze, aber wichtige Reise: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Bistums Yendi im Norden Ghanas war jetzt eine Delegation aus dem Bistum Münster eingeladen. „Und weil zugleich auch das 20-jährige Weihejubiläum von Bischof Vincent Boi-Nai begangen wurde, war es für uns eine große Freude, mit den Freunden gemeinsam zu feiern“, zieht Ise Kamp, frühere Geschäftsführerin des Diözesankomitees der Katholiken und des Diözesanrates, als Delegationsleiterin eine positive Bilanz der Begegnungen und Gespräche. 

Auch ihre Reisebegleiter Elsbeth Büll (St. Joseph Münster-Süd) und Pfarrer Thomas Hüwe aus Rheine-Mesum haben die Tage in der Partner-Kirchenprovinz Tamale als bereichernd erlebt. Dass sie hautnah erfahren würden, wie rasch das im Allgemeinen problemlose Alltags-Miteinander von Christen und der muslimischen Mehrheit doch in Auseinandersetzungen umschlagen kann - es gab beim Aufflammen eines solchen Konfliktes Tote und Verwüstungen im Bistum - bedrückte die Münsterländer sehr. 

Trauer des Bischofs wegen Unruhen 

„Wir haben gesehen, wie betroffen diese Ausschreitungen gerade Bischof Vincent gemacht haben, der unermüdlich und international anerkannt für Frieden und Versöhnung zwischen den Bevölkerungsgruppen arbeitet“, hat Kamp die spürbare Trauer des Bischofs im Sonntagsgottesdienst miterlebt. Nach den Feierlichkeiten ist der Geistliche aus Solidarität mit den Menschen, die die Bistumsfeierlichkeiten in Yendi teilgenommen hatten, in ihre betroffenen Dörfer zurückgefahren.

Die mehr als 35-jährige Partnerschaft zwischen dem Bistum Münster und der Kirchenprovinz Tamale im westafrikanischen Ghana lebt allerdings längst nicht allein durch Delegations-Besuche bei Jubiläen oder besonderen Ereignissen. Auch das haben Ise Kamp und die beiden Mitreisenden wieder deutlich erfahren: „Die Netzwerkarbeit, die die Diözese Münster hier mitgestaltet, trägt viele Früchte“, erinnert sie an die regelmäßigen Austausche und Projekt-Unterstützungen durch Gemeinde-, Schul- oder Vereins-Partnerschaften. Dies hat sie auch bei ihrem Besuch im Partnerschaftsbüro in Tamale nach den Jubiläumsfeierlichkeiten wieder deutlich erfahren. 

Spendensammlung für Bau einer kleinen Schule

Ein Beispiel etwa sei die kurzfristig organisierte Spendensammlung für den Bau einer kleinen Schule für die Kinder in einem der so genannten Hexen-Dörfer („witch-camps“). „Weihbischof Dr. Zekorn hatte dieses Dorf bei einer Reise besucht, in dem der Hexerei verdächtigte Frauen und ihre Kinder Sicherheit finden“, so Kamp. Da die Kinder im Nachbardorf in der Schule stigmatisiert wurden, konnten durch Kontakte zum Gymnasium Gaesdonck in Goch am Niederrhein Finanzmittel zum Bau einer eigenen kleinen Schule mobilisiert werden.

„In den Festgottesdiensten anlässlich der Jubiläen stand auch die Frage im Raum, was in den 20 Jahren erreicht worden sei, wenn noch immer Unfrieden statt Frieden erlebbar ist“, fand Ise Kamp die Antworten beeindruckend: „Wir haben so viele Leben von ausgesetzten und stigmatisierten Kindern retten können, haben als ‚Hexen‘ verschrienen Frauen ein neues Zuhause in den Camps errichtet und in vielen Familien für Versöhnung und Verständnis sorgen dürfen.“ 

Vertrauen in die Kraft des Gebetes 

Und so nahm die Mesumerin bei ihrem inzwischen vierten Besuch in Ghana neben der Freude über die teils spürbar verbesserte Infrastruktur in diesem jüngsten und ärmsten Bistum der Provinz Tamale vor allem eines mit: „Das Vertrauen der Menschen in die Kraft des gemeinsamen Gebetes für Frieden und Versöhnung hat mich sehr berührt und begleitet mich zurück in den Alltag hier“. Auch dieses Mal hätten sie als Gäste wieder erleben dürfen, wie beschenkt man sich durch die Begegnungen fühle.

Die Partnerschaft zwischen dem Bistum Münster und der Kirchenprovinz Tamale im Norden Ghanas wird in besonderer Weise vom Diözesankomitee der Katholiken im Bistum Münster mitgetragen. Begründet wurde diese Verbindung 1982 von ehrenamtlich Engagierten aus dem Bistum Münster. Mehr als 30 Pfarreien in der Diözese Münster hält inzwischen Kontakte zu Pfarreien in Ghana.

Text: Heike Hänscheid, göc
Foto: Ise Kamp